Pianist, Komponist, Arrangeur: Mit Detlef Bielke ist ein langjähriges Mitglied der Günther Fischer Band gestorben.
Für den einen war er der musikalische Held der Jugendzeit, für den anderen eine feste Konstante in der Jazz- und Kulturszene der Region – über Jahrzehnte hinweg. Am 29. April 2025 ist Detlef Bielke im Alter von 72 Jahren in Cottbus gestorben.
Verbunden ist der Name des (im Jahr 1952 in Hoyerswerda geborenen) Cottbusers Bielke mit der langjährigen musikalischen Arbeit in der Günther Fischer Band. Das ist heute noch für Jazzfans so, auch wenn Detlef Bielke aus gesundheitlichen Gründen seit einigen Jahren nicht mehr in der Band arbeiten konnte.
Detlef Bielke war nicht nur der Musiker, der auf nationalen und internationalen Bühnen am Piano saß, er war auch der Komponist und Arrangeur, der als Initiator und Spiritus rector von musikalischen Projekten in Cottbus und der Region seine Spuren hinterlassen hat. Einer seiner Kollegen auf der Bühne war über viele Jahre der Saxofonist Volker Holly Schlott – gemeinsam mit Lu Schulz (Saxofon) gab es im November 2024 ein letztes Konzert im Lübbenauer Schloss in der Veranstaltungsreihe Swingladen. Unterstützt von diesen beiden langjährigen Weggefährten konnte Detlef Bielke am grünen Steinway noch einmal für sein Publikum spielen – wenn auch schon sichtlich geschwächt.
Als Achtjähriger begann er mit dem Klavierspiel an der Musikschule, später ging er zum Studium an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Dort lernte Bielke die Berliner Klubszene wie die Kleine Melodie und das Haus der jungen Talente kennen. Die „Mucken“ mit Bands gehörten dazu. Er spielte bald in namhaften Gruppen, beispielsweise bei Horst Krüger, bei Jürgen Walter, Frank Schöbel. Es kam die Zeit der gut gebuchten Veranstaltungen der Konzert- und Gastspieldirektion (KGD) Cottbus. Als sich 1984 die Gelegenheit bot, in die Jazzformation bei Günther Fischer einzusteigen, nutzte Detlef Bielke die Gunst der Stunde.
Wenn in der Cottbuser Szene davon die Rede war, dass Fischer mit seiner Band wieder irgendwo erfolgreich unterwegs gewesen sei, dann wurde Detlef Bielke immer dazu gedacht. Da schwang Stolz auf seine Lausitzer Herkunft mit. Nicht jeder hat diese Bodenständigkeit nachvollziehen können, andere gingen weg aus der Provinz, in die große Stadt mit den vielen Kontakten. So wie Volker Holly Schlott. Der Saxofonist und der Pianist lernten sich 1978 in Cottbus kennen, wurden Freunde. Und während der eine bald erfolgreich in der Berliner Szene unterwegs war, eroberte der andere die Musikwelt von Cottbus aus. „Detlef war ein sehr feiner Mensch, der sich nicht in den Vordergrund rückte“, sagt Schlott. Gemeinsame musikalische Projekte gab es immer wieder – ob mit FAVO oder in anderen Konstellationen.
Viele erfolgreiche Veranstaltungen stehen zu Buche: von „Jazz – Lyrik – Prosa“, die Zusammenarbeit mit der Sängerin Uschi Brüning und dem Saxofonisten Ernst-Ludwig Petrowsky bis zu Studio-Projekten mit Schauspielerinnen und Schauspielern wie Annekathrin Bürger, Rolf Römer, Wiglaf Droste, Barbara Schnitzler, Barbara Kellerbauer und, und … Als Komponist und Arrangeur arbeitete er seit den 1990er Jahren mit dem Cottbuser Kindermusical zusammen.
Als musikalisches Vorbild bleibt Detlef Bielke manchem in Erinnerung – ganz besonders aber Lu Schulz. Der 14 Jahre Ältere ist für ihn bewunderungswürdig – seit der Begegnung in der Kindheit – und nun bis zu letzt. Schulz erinnert an die 1990er Jahre, als gemeinsam mit der Jazz-Sängerin und Gesangslehrerin Marianne Baer die offene Bühne etabliert wurde. „Detlef war quasi der musikalische Direktor“, sagt Lu Schulz, inzwischen selbst auch Musiklehrer. Oft spielte „Dette“ mit ihm zu Vernissagen oder anderen kulturellen Ereignissen. Nach der Jahrtausendwende gab es tolle Projekte wie mit dem Schauspieler und Musiker Jürgen Tarrach und Band. „Detlef war geschätzt – besonders beim Piccolo Theater, für das er mehrere musikalische Produktionen betreute.“
Musikproduzent Siggy Himpel mit Familie gehörte über Jahrzehnte zu den engsten Weggefährten von Detlef Bielke, auch in der schweren Zeit nach dem Tod seiner Frau. Und so fehlt auf der CD „A Little Summary…“ nicht „Ballad for P.“ Es waren kein leichte Zeit, diese Scheibe zu produzieren – immer wieder musste die Arbeit aus gesundheitlichen Gründen von Detlef Bielke unterbrochen werden. Doch er wollte die CD unbedingt als Resümee aus 25 Jahren musikalischen Schaffens. Gemeinsam mit Volker Holly Schlott und Lu Schulz wurde sie 2021 im Kolkwitzer Tonstudio produziert. Die Scheibe gibt es nicht im Handel, sie war ausschließlich bei den Konzerten von Detlef Bielke erhältlich.
„Die Band hat sich nie von Detlef Bielke getrennt, er gehörte bis zum 29. April zu uns – auch wenn er wegen seiner Erkrankung in den letzten Jahren zu schwach für das Konzertgeschäft war“, sagt Günther Fischer. Und Detlef Bielke fühlte sich der Band verbunden „als stilles Mitglied“, wie er in einem Interview vor zwei Jahren sagte. So besuchte er im Jahr 2022 ein Konzert von Uschi Brüning und dem Günther Fischer Quintett im Staatstheater Cottbus – immer an der Arbeit und dem Gespräch mit den Kollegen interessiert.
Insgesamt sind es 30 Jahre Band-Geschichte, die Fischer und Bielke verbinden. „Er hatte 1984 ein Probespiel gewonnen, an dem mehrere Pianisten teilnahmen“, erinnert sich Günther Fischer. „Detlef spielte einfach wunderbar“, sagt er noch heute. Diese Zusammenarbeit hielt bis ins Jahr 2013, als Detlef Bielke nicht mehr mit auf Tournee gehen konnte. Da sind es drei Jahrzehnte Zusammenarbeit, die Fischer sehr schätzt, wie er betont. Immer wieder sprang der Pianist aus Cottbus auch später noch ein, wenn die Stelle am Keyboard vakant war. Dass er seiner Heimatstadt über die Zeit verbunden geblieben ist, sieht Fischer nicht als Einschränkung ein. „Berlin muss nicht sein, die Bandmitglieder kommen jetzt aus Dresden, Weimar, Leipzig zusammen“, sagt er.
„Detlef war ein sehr kluger, angenehmer Mensch – er hat nie Streit verursacht“, weiß der Bandleader zu schätzen. „Es war ein Vergnügen, mit ihm zu arbeiten.“ Detlef Bielke arrangierte viel und steuerte auch eigene Kompositionen bei. Er erarbeitete im Duo und im Trio mit anderen Musikern eigene Programme, war erfolgreich an Theatern tätig, sagt Günther Fischer zum musikalischen Schaffen von Detlef Bielke. Er habe über die Arbeit in der Band hinaus Projekte entwickelt. „Diese Nebenjobs sind gut, sie bringen Erfahrung für die Band mit sich“, betont Fischer.
Auf Facebook gibt es von Volker Holly Schlott einen kurzen Track, den er Detlef Bielke gewidmet hat.
(Ingrid Hoberg)
