"Die Kunst entsteht im Auge des Betrachters." (Picasso/Shakespeare)

Rolf Kühn: 29. 9.1929 – 18.8.2022

Eine deutsche Jazzlegende ist gestorben – Rolf Kühn wurde 92 Jahre alt. Die Nachricht von seinem Tod ist am heutigen 22. August 2022 von der Agentur dpa offiziell mitgeteilt worden: „Rolf wird immer als der inspirierende, sanfte, innovative und jung gebliebene Künstler und Mensch in Erinnerung bleiben, der er war“, teilten Kühns Ehefrau Melanie, sein Bruder sowie die Agentur Jazzhaus Artists und das Label Edel/MPS mit. „Er lebte ein erfülltes Leben, das bis zu seinem letzten Tag der Musik, der Kultur und der Freude gewidmet war.“ Veranstalter Ulli Blobel, der in Kooperation mit dem Lausitz Festival ein Sonderkonzert zur 59. Jazzwerkstatt Peitz kuratiert hat, zum Tod des überragenden Jazz-Klarinettisten: „Vor einigen Wochen sagte mir Rolf Kühn, dass er in Peitz das letzte Konzert mit Bruder Joachim spielen werde. Nun haben die Kräfte dafür nicht gereicht. Drei Wochen vor dem Konzerttermin und sechs Wochen vor seinem 93. Geburtstag verstarb er. Zur Jazzwerkstatt Peitz werden wir des großen Jazzmusikers gedenken.“ Das Konzert wollte Rolf Kühn gemeinsam mit dem Joachim Kühn Trio bestreiten, zu dem Chris Dahlgren (double bass), Eric Schaefer (drums) und Joachim Kühn (piano) gehören.

Rolf Kühn Unit mit Christian Lillinger (drums), Ronny Graupe (guitar) und Johannes Fink (double bass) war 2014 zur 54. Auflage der Jazzwerkstatt Peitz in der Stüler Kirche zu erleben. Am 2. Oktober 2016 zu den 40. Leipziger Jazztagen spielten Rolf und Joachim Kühn mit ihren Bands sowie Tomasz Stanko und Baby Sommer in der Kongresshalle Leipzig. Im Duo mit Sebastian Sternal (piano) spielte Rolf Kühn im September 2020 im Institut Français am Berliner Kurfürstendamm. Für den Dokumentarfilm „Brüder Kühn – zwei Musiker spielen sich frei“ (2019) begleitete Stephan Lamby die beiden Jazzmusiker zu Auftritten und erzählte gleichzeitig deutsche Geschichte.

Zu den zahlreichen Platten-Veröffentlichungen gehört „Close Up“, Rolf Kühn & Tri-O (Ronny Graupe, Johannes Fink, Christian Lillinger) & Matthias Schriefl by jazzwerkstatt (089) von 2009. Das Cover wurde unter der Verwendung von Artwork: Chris Hinze von Klaus Untiet gestaltet. „Der Grandseigneur der Jazzklarinette in einer Nahaufnahme mit drei der talentiertesten Musiker nachfolgender Generationen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach dem magischen Gesetz des Jazz. Was sie finden, gleicht einem in dichter Interaktion geborgenen Erfahrungsschatz. Musikalische Weisheit verbindet sich mit junger Energie. Rolf Kühn entwickelt diese gemeinsam entstehende Musik mit großer Souveränität und Risikobereitschaft“, schreibt Bert Noglik in den Liner Notes. „‚Close-Up‘, eine musikalische Nahaufnahme, festgehalten in exzellenter Klangqualität. Man hört jede Nuance, jedes Detail, nicht nur die Töne, sondern auch die Hände an den Instrumenten, den Ansatz und das Atmen… Die Klarinette fristete, mit Ausnahme in der Swing-Ära, eher eine Randexistenz. Rolf Kühn hat sie ins Zentrum gerückt und diesem, seinem Instrument eine unsterbliche Liebe eingehaucht. Wer immer die Geschichte der Klarinette im Jazz schreibt, kommt an ihm nicht vorbei.“

40. Leipziger Jazztage

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