"Die Kunst entsteht im Auge des Betrachters." (Picasso/Shakespeare)

Günter Baby Sommer: 80. Geburtstag

Vor 80 Jahren, am 25. August 1943, wurde in Dresden Günter Sommer geboren – in der Jazzszene bekannt als Baby Sommer. „Baby“ bezieht sich auf den amerikanischen Jazz-Schlagzeuger Warren „Baby“ Dodds. In der Band von Klaus Lenz war Sommer zu seinem Spitznamen gekommen, wie er selbst bei Gelegenheit erzählt. So beschreibt er die Anekdote: Klaus Lenz gefiel Sommers Spiel bei einer Probe nicht und fragte ihn: „ ‚Was machst’n da für ’n Scheiß? Willste alles neu erfinden, wie Baby Dodds? ‘Und da hat ein anderer Musiker der Band gesagt: ‚Hey Klaus, das ist nicht Baby Dodds, das ist Baby Sommer.‘ So ist der Name entstanden. Alles andere ist Legende.“ 

Und so steht seine Biografie auf seiner Homepage zusammengefasst:

Günter Baby Sommer ist einer der bedeutendsten Vertreter des zeitgenössischen europäischen Jazz, welcher mit einem hoch individualisierten Schlaginstrumentarium zugleich eine unverwechselbare musikalische Sprache entwickelt hat.
Sommer wurde 1943 in Dresden geboren. Von 1962 bis 1966 studierte er an der Hochschule für Musik ,Carl Maria von Weber‘ Dresden, der Abteilung ,Tanz- und Unterhaltungsmusik‘, einer der ersten Jazzabteilung einer deutschen Musikhochschule. Damals spielte er in Formationen von Klaus Lenz, die gelegentlich auch den Sänger Manfred Krug begleitete. Zum freien Spiel gelangte Sommer in dem Trio des Saxofonisten Friedhelm Schönfeld. Nach Ausflügen mit Ulrich Gumperts Band SOK in den Jazzrock, war Sommer wichtiger Bestandteil in dem Trio von Ernst-Ludwig Petrowksy, Synopsis – dem späteren Zentralquartett – und der Ulrich Gumpert Workshopband. Wesentlich für Sommers Entwicklung war die Entdeckung seines Solospiels in sog. Hörmusik-Programmen – und beinahe zeitgleich die Trioarbeit mit Wadada Leo Smith und Peter Kowald. Bald war Sommer einer der begehrtesten Spielpartner für alle wichtigen Musiker der europäischen Avantgarde des Freien Jazz. So führte ihn die Zusammenarbeit etwa mit Peter Brötzmann, Fred van Hove, Alexander von Schlippenbach, Evan Parker, Gianluigi Trovesi, Cecil Taylor, Anthony Braxton auf alle wichtigen internationalen Festivals.
Außergewöhnlich die Arbeit nicht nur mit dem Organisten Hans-Günther Wauer, sondern auch das reiche Werk mit Schriftstellern. Seit 1985 begleitete Sommer den Nobelpreisträger Günter Grass, aber auch Christa Wolf, Christoph Hein und den Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge.
Mittlerweile umfasst Sommers Diskografie über 100 Schallplatten und CDs. Die meisten davon sind auf den Labels FMP und INTAKT sowie auf französischen Labels erschienen. Hörspielmusiken, Filmmusiken, Bühnenmusiken und ein Werk für Chor und Kammerorchester gehören zu seinem Oevre. Besondere Anerkennung für sein Werk erhielt Günter Sommer bereits 1985 durch den Kunstpreis der DDR und wurde als Pollwinner des ,Internationalen Jazzforums‘ ausgezeichnet. Seit 1995 lehrt Sommer als Professor an der Hochschule für Musik ,Carl Maria von Weber‘ Dresden.
Seine musikalische Arbeit konzentriert Günter Baby Sommer derzeit auf das Solospiel, das Duo mit Wadada Leo Smith, das Trio mit Konrad Bauer und Barre Phillips sowie dem Zentralquartett. Darüber hinaus stellt er sich aber weiterhin den Herausforderungen vieler internationaler offener Gruppen.
Unter dem Titel Baby Sommer XXL hat Oliver Schwerdt sowohl Sommers durch veröffentlichte Audio-Datenträger dokumentiertes Werk als auch das von ihm genutzte Instrumentarium und die von ihm realisierten Spielweisen wissenschaftlich aufgearbeitet (Kurzfassung: Von einem der auszog, seinem Schlagzeug das Fahren und Schweben zu lehren; EUPHORIUM, ISBN: 978-3-944301-14-3). Biografische Aspekte sind in der zum 70. Geburtstag Sommers herausgegeben Festschrift Jubelheft für Baby (EUPHORIUM, ISBN: 978-3-944301-28-0) öffentlich lesbar.


Sein Name ist aber auch verbunden mit der Jazzwerkstatt Peitz seit den 1970er Jahren: „Peitz war ein wichtiger Punkt der Begegnung mit Musikern aus dem nicht-sozialistischen Gebiet…“, erinnert er sich in einem Artikel in der Lausitzer Rundschau („Der Jazz bleibt lebendig“ vom 15. April 2023). Mit der Verortung der Jazzwerkstatt seit 2006 in Berlin und seit 2011 wieder in Peitz werde an die Tradition angeknüpft …

Über die Jahre war er auch immer wieder bei Jazz & Cinema im Obenkino/Glad House Cottbus zu hören.


Aus Anlass des runden Geburtstags gibt es im September drei (inzwischen ausverkaufte) Konzerte:

22. September: “Unser Baby wird 80“ in der Semperoper, Semper Zwei, mit Nora Gomringer, “String Trio (Gunda Gottschalk violine, Xu Fengxia guzengh, Fabrizio Puglisi p) “Baby Sommer’s Brother & Sisterhood“

23.September: “Unser Baby wird 80“ in der Semperoper, Semper Zwei, mit Wolf Biermann, Clarinet Trio (Gianluigi Trovesi bcl, Julius Gawlik cl, Joris Roelofs bcl), Günter Baby Sommer & Die Brüder Lucaciu .

24. September: “Unser Baby wird 80“, Jazzclub Tonne 16 Uhr Panel Discussion zum Thema “Eine Positionsbestimmung des Jazz in der alten DDR und der heutigen BRD“ , “All Star Concert“ mit Till Brönner (tp), Daniel Erdmann (ts), Nils Wogram (tb), Robert Lucaciu (b), GBS (dr) .

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